Sendenhorst. Mit großer Verwunderung mussten die Vertreter der „BürgerInnen für Aktive Kommunalpolitik“ (B.f.A.) das Verhalten der SPD im jüngsten Stadtentwicklungsausschuss zur Kenntnis nehmen.
Zur Erinnerung: Dort hatte Ralf Kaldewey für die SPD erklärt, dass seine Fraktion „nach ausgiebiger Diskussion“ davon Abstand nehme, den Drogeriemarkt „Ihr Platz“ in der Sendenhorster Fußgängerzone weiter zu favorisieren und stattdessen zu dem Entschluss gekommen sei, die zusätzliche Ansiedlung eines Rossmann-Drogeriemarktes an der Hoetmarer Straße auf dem jetzigen Gelände des „Blumenhofes“ an die erste Stelle zu setzen.
„Das ist wirklich eine Überraschung“, resümierten die Teilnehmenden der öffentlichen Fraktionssitzung der B.f.A.. Denn dadurch werde der Westen der Stadt Sendenhorst noch weiter geschwächt: „Alle Geschäfte sind bisher in den Osten verlagert worden.“ so Gerd Bröker von den B.f.A.. Wenn nun auch noch „Ihr Platz“ der Boden unter den Füßen weggezogen werde, gäbe es für den gesamten Westteil der Stadt kaum noch nennenswerte Einkaufsmöglichkeiten.
Ganz zu schweigen von den Patienten und Besuchern des St. Josef Stifts, die wohl kaum den Weg bis zur Hoetmarer Straße finden würden. Gerd Bröcker: „Statt die Innenstadt in ihrer Attraktivität zu stärken, würde sie durch die Vorstellungen der SPD geschwächt.“ Im gleichen Ausschuss hatte Helmut Beckmann (CDU) eine ähnliche Meinung vertreten. Er wies darauf hin, dass „immerhin rund 400 Kundinnen und Kunden“ den „Ihr Platz“ am Tag aufsuchen: „Das ist kein Pappenstiel!“
Und mit der zweiten Überraschung wartete der Referent zum Einzelhandelsgutachten für den Ortsteil Albersloh auf. Hier hatte die CDU favorisiert, neben dem bestehenden „Nah und Gut“ am Kirchplatz einen zweiten Lebensmittelmarkt oder Discounter auf dem Gelände Schlieper an der Münsterstraße gegenüber der Tankstelle anzusiedeln.
„Dieser Standort steht in keiner Weise zur Disposition“, bekräftigte der Referent bereits längere Zeit bekannte Aussagen der IHK Nord-Westfalen. Doch dieses Mal war es die Bezirksregierung Münster, die die Pläne der CDU allein schon aus Natur gegebenen Gründen durchkreuzte. „Denn“, so der Referent, „der vorgeschlagene Standort liegt im Überschwemmungsgebiet. Er kann und darf nicht zur Ansiedlung eines Lebensmittelmarktes dienen.“ Stattdessen müsste der Bestand von „Nah und Gut“ und damit die anderen Geschäfte im Dorf „gesichert und gestärkt werden“. Das sei die originäre Aufgabe der Politik.

Die Nachfrage aus der CDU, ob denn nicht Überschwemmungsgebiete verändert werden könnten, stieß auf Kopf schüttelndes Unverständnis. Auch gab die CDU zu bedenken, dass das Sortiment von „Nah-und-Gut“ sehr beschränkt sei und dass auch verschiedene weitere Läden im Ortskern ihren Geschäftsbetrieb nicht mehr lange aufrechterhalten würden.
„Diese Aussage ist für die Kaufmannschaft von Albersloh wenig hilfreich,“ kommentierte der B.f.A.-Fraktionsvorsitzende Hans Ulrich Menke den Einwand der CDU. Statt intelligente Lösungen der Kooperation zur Vermarktung von regionalen Produkten anzustreben bzw. auszubauen, und so den Einzelhandel vor Ort zu stärken, setze die CDU auf den großen Discounter, der alles unter einem Dach anbiete und auf diese Weise den „Kleinen ihrer Geschäftsgrundlage beraube“.
In einer umfangreichen Stellungnahme hatten die B.f.A. ihre Positionen zur Fortschreibung des Einzelhandels- und Zentrenkonzepts erarbeitet und gefordert, dass die Stadt weiter daran arbeiten sollte, dass der Standort, die Fläche und die Gestaltung des jetzigen Marktes entwickelt und optimiert werden! Nach Gesprächen mit der Betreiberin des „nah & gut“, und bei Vorliegen von liegenschaftlichen und planungsrechtlichen Grundlagen, können sich aber auch die B.f.A. eine Entwicklung der Einzelhandelssituation im nahen Umfeld des Ortskerns vorstellen.

Der Ausschuss für Stadtentwicklung votierte deshalb mit den Stimmen von B.f.A., SPD und FDP für die Stärkung und Sicherung der jetzigen Strukturen in Albersloh. Die CDU meldete weiteren Beratungsbedarf an. Nun soll in der kommenden Ratssitzung am 10. Juli über das Einzelhandelskonzept entschieden werden.