Sendenhorst. „Das war eine Riesenüberraschung“, so kommentierten Christian Grafe und Michael Thale am Montagabend bei den „BürgerInnen für Aktive Kommunalpolitik“ (B.f.A.) das Verhalten der SPD im jüngstem Stadtentwicklungsausschuss.
Zur Erinnerung: Dort hatte Ralf Kaldewei für die SPD erklärt, dass seine Fraktion „nach ausgiebiger Diskussion“ davon Abstand nehme, den Drogeriemarkt „Ihr Platz“ in der Sendenhorster Fußgängerzone weiter zu favorisieren und stattdessen zu dem Entschluss gekommen sei, die Ansiedlung eines Rossmann-Drogeriemarktes an der Hoetmarer Straße auf dem jetzigen Gelände des „Blumenhofes“ an die erste Stelle zu setzen.
„Das ist nicht nur eine Überraschung, das ist ein Eklat“, fasste B.f.A.-Mitglied Gerd Bröcker die Kehrtwende der SPD zusammen. Denn dadurch werde der Westen der Stadt Sendenhorst noch weiter geschwächt: „Alle Geschäfte sind bisher in den Osten verlagert worden.“ Wenn nun auch noch „Ihr Platz“ der Boden unter den Füßen weggezogen werde, gäbe es für den gesamten Westteil der Stadt kaum noch nennenswerte Einkaufsmöglichkeiten.
Ganz zu schweigen von den Patienten und Besuchern des St. Josef Stifts, die wohl kaum den Weg bis zur Hoetmarer Straße finden würden. Gerd Bröcker: „Statt die Innenstadt in ihrer Attraktivität zu stärken, würde sie durch die Vorstellungen der SPD geschwächt.“ Im gleichen Ausschuss hatte Helmut Beckmann (CDU) eine ähnliche Meinung vertreten. Er wies darauf hin, dass „immerhin rund 400 Kundinnen und Kunden“ den Ihr Platz am Tag aufsuchen: „Das ist kein Pappenstiel!“

Mit einer zweiten Überraschung wartete der Referent zum Einzelhandelsgutachten für den Ortsteil Albersloh auf. Hier hatte die CDU vorgeschlagen, neben dem bestehenden „Nah & Gut“ am Kirchplatz einen zweiten Lebensmittelmarkt oder Discounter auf dem Gelände Schlieper an der Münsterstraße gegenüber der Tankstelle anzusiedeln.
„Dieser Standort steht in keiner Weise zur Disposition“, bekräftigte der Referent die bereits vorherige Aussage der Handelskammer. Doch dieses Mal war es die Bezirksregierung Münster, die die Pläne der CDU allein schon aus Natur gegebenen Gründen durchkreuzte.
„Denn“, so der Referent, „der vorgeschlagene Standort liegt im Überschwemmungsgebiet. Er kann und darf nicht zur Ansiedlung eines Lebensmittelmarktes dienen.“ Stattdessen müsste der Bestand von „Nah & Gut“ und damit die anderen Geschäfte im Dorf „gesichert und gestärkt werden“. Das sei die originäre Aufgabe der Politik.
Die Nachfrage aus der CDU, ob denn „nicht die Werse umgelenkt oder das Geschäft auf Stelzen gebaut werden“ könnten, um so das absolute Ausschlusskriterium „Überschwemmungsgebiet“ zu umgehen, stieß auf Kopf schüttelndes Unverständnis. Doch Rita Post (CDU) ließ nicht locker. Sie gab zu bedenken, dass das Sortiment von Nah & Gut – nach ihrer Meinung – sehr beschränkt sei und dass auch die Fleischerei Meier sowie der Familienbetrieb Abelmann nicht mehr lange „machen“ würden.
„Diese Aussage ist ein Schlag ins Gesicht der Kaufmannschaft von Albersloh,“ kommentierte der B.f.A.-Fraktionsvorsitzende Hans Ulrich Menke den Einwand der CDU. Statt intelligente Lösungen der Kooperation zur Vermarktung von regionalen Produkten anzustreben bzw. auszubauen, und so den Einzelhandel vor Ort zu stärken, setze die CDU auf den großen Discounter, der alles unter einem Dach anbiete und auf diese Weise den „Kleinen ihrer Geschäftsgrundlage beraube“.
In einer umfangreichen Stellungnahme hatten die B.f.A. ihre Positionen zur Fortschreibung des Einzelhandels- und Zentrenkonzepts erarbeitet und gefordert, dass die Stadt weiter daran arbeiten sollte, dass der Standort, die Fläche und die Gestaltung des jetzigen Marktes entwickelt und optimiert werden! Nach Gesprächen mit der Betreiberin des Nah&Gut, und bei Vorliegen von liegenschaftlichen und planungsrechtlichen Grundlagen, können sich aber auch die B.f.A. eine Entwicklung der Einzelhandelssituation im nahen Umfeld des Ortskerns vorstellen.

Der Ausschuss für Stadtentwicklung votierte deshalb mit den Stimmen von B.f.A., SPD und FDP für die Stärkung und Sicherung der jetzigen Strukturen in Albersloh. Die CDU meldete auf Anraten von Michael Thale (B.f.A.) weiteren Beratungsbedarf an. Nun soll in der kommenden Ratssitzung am 10. Juli über das Einzelhandelskonzept entschieden werden.